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Weinberg & Weinausbau
Das Weingut der Landeshauptstadt Stuttgart
Weinlagen und Weinausbau in den grünen Oasen der Stadt. Umrahmt von Villen, Wohnvierteln, Parks und vielen Stuttgartern.
Immer neue Wege im Weinberg und im Keller
Unter der Leitung von Timo Saier weht ein frischer Wind durch die Reben und auch den Keller. Um die Weinqualität immer weiter zu steigern, sind im Weinbau viele Veränderungen notwendig um in der Zukunft ein charaktervolles und nachhaltiges Weingut zu etablieren.
Das Portfolio im Weinberg verändert sich. Die große Weinauswahl wird somit stetig verändert. Von abermals ca. 70% Rotweinsorten wird das Angebot an Weißweinsorten ausgebaut. Chardonnay, Gelber Muskateller und diverse pilzwiderstandsfähige Sorten, Cabernet Blanc und Sauvignac, sind die Weißweinpflanzungen der letzten Jahre.
Ein sehr wichtiges Augenmerk gilt auch den Rotweinen. Lemberger, Spätburgunder und Trollinger wachsen neben Syrah, Merlot oder dem neu gepflanzten Cabernet Sauvignon. Der württembergischen Weintradition bleibt das Weingut der Stadt Stuttgart treu, jedem neuen Jahrgang verpasst Timo Saier und seine Helfer aber genau deswegen einen ganz eigenen Stil.
Die intensiven Arbeiten im Weinberg verteilen sich auf 16 ha Rebfläche. Vieles davon in steilen Terrassenweinbergen, kleinen Parzellen und schwer zugänglichen Flächen. Das gesamte Jahr über fordert jeder Weinberg viele Stunden an Arbeit und fleißige Hände. Natürlich ist die Lese entscheidend, Schneiden der Reben, Laubarbeiten, Bodenpflege und die gesamte Ökologie des Weinbergs ist ebenso wichtig. Treue und ehrenamtliche Helfer unterstützen das Weingut dabei schon seit vielen Jahren. Im Keller der städtischen Kelter findet jede Traube ihren passenden Platz. Kleine und mittlere Edelstahltanks, große Holzfässer und Barriques, die passende Technik und ein wenig Euphorie, machen aus den geernteten Trauben das Weinportfolio des Weingutes der Stadt Stuttgart aus.
Das Weingut der Stadt Stuttgart ist seit 2023 ein Bio-Weingut und ist bei BIOLAND vollzertifiziert. Glyphosat wird schon seit 2017 nicht mehr verwendet und das Weingut arbeitet seitdem herbizidfrei. Im Sinne einer nachhaltigen Zukunft, und für die nachkommende Generation der Weintrinker.
Die Weinlagen der Landeshauptstadt
Das Weingut der Stadt Stuttgart bewirtschaftet rund 16 ha Rebflächen im gesamten Stadtgebiet. Die Flächen teilen sich aktuell ca. 55% Rotweintrauben und 45% Weißweintrauben. Die vereinzelten Lagen sind teilweise schwer zu erreichen und ausschließlich von Hand zu bearbeiten. Die Lage Mönchhalde mit ihrem Hausberg unterhalb des Killesberg, vereint in unserem Fall die Weinberge Hasenberg, Wolfersberg und den Pragsattel. Hinzu kommen die Einzellagen der Cannstatter Halde, Cannstatter Zuckerle, Stuttgarter Weinsteige und Obertürkheimer Kirchberg. Einige Weinberge sind exklusiv nur einer Rebsorte gewidmet, auf den größeren Flächen sind bis zu fünf Rebsorten gepflanzt.
Jeder Weinberg soll seinen eigenen Einfluss auf den aus ihm gewonnenen Wein geben. Die Winzer und der Kellermeister holen am Ende das Beste aus ihm heraus.
Stuttgarter Mönchhalde
Gelber Muskateller 42,8 ar 2018 · Trollinger 20 ar 1987 · Sauvignac 18,7 ar 2015 · Lemberger 97,9 ar 1995/2019 · Riesling 35,3 ar 1959 · St. Laurent 35 ar 2005
Die Stuttgarter Mönchhalde ist der Hausberg der Großlage Mönchhalde. Diese innerstädtische Großlage Mönchhalde vereint die Einzellagen Hasenberg, Karlshöhe, Pragsattel und Wolfersberg. In der Einzellage Stuttgarter Mönchhalde stehen die ältesten Rebsorten des Weinguts, ein über 60 Jahre alter Riesling, erzogen in der Lenz-Moser-Erziehung, und ein über 30 Jahre alter Trollinger, der Haustrollinger des Weinguts. Die Rebfläche des Lemberger, welcher aus dieser Lage ausschließlich im Barrique ausgebaut wird, wurde 2019 vergrößert und der Dornfelder musste dem 2018 neu gepflanzten Gelben Muskateller aus der Südsteiermark weichen. Zusätzlich wurden terrassierte Weinberge umgestaltet, damit sie befahrbar und auch wirtschaftlicher sind. Die Stuttgarter Mönchhalde teilt sich auf in mehrere kleine Weinberge, manche davon sind Terrassenweinberge und können nur von Hand bearbeitet werden. Im Zentrum der Stuttgarter Mönchhalde steht das Mönchhaldehäusle. Dort findet im Herbst jedes Jahr das Weinfest zwischen Stadt und Reben satt – die Klanglese.
Hasenberg
Syrah 49,2 ar 2009
Die fast perfekte Süd-Ausrichtung gibt dem Weinberg ein sehr mediterranes Klima. Zusätzlich tragen die Weinbergmauern in diesem Terrassenweinberg dazu bei, dass er sich schnell erwärmt. Für den 2009 gepflanzten Syrah bietet dieser Weinberg sehr gute Bedingungen. Der geerntete Syrah wird nur im Barriquefass und im 500 l Fass ausgebaut, um den kräftigen Charakter des Weinbergs auch im Wein wider zu spiegeln. Die würzigen und ätherischen Aromen im Syrah sind auch im Weinberg selbst zu finden. Wilder Rosmarin und eine speziell ausgesäte Wildpflanzenmischung machen den Weinberg zu einem kleinen mediterranen Refugium.
Karlshöhe
Sauvitage 30 ar 2018
Die Karlshöhe ist der Weinberg, welcher den Stuttgartern am zugänglichsten ist. Genau aus diesem Grund hat das Weingut entschieden, dass die alten Lemberger-Reben entfernt werden. Pflanzenschutzmaßnahmen sind in einem öffentlichen Park nur sehr begrenzt zulässig. Die Neupflanzung der pilzwiderstandsfähigen Rebsorte Sauvitage, gekreuzt aus Sauvignon Blanc, Grauburgunder, Riesling und einem Resistenzpartner, ermöglicht es dem Team nun, den Pflanzenschutz stark einzuschränken. Die Rebzeilen wurden in einem großen Abstand gepflanzt und ermöglichen es den Besuchern des Parks sich dazwischen zu bewegen oder auch mal in die Sonne zu legen. In Absprache mit dem Landesdenkmalschutz soll die Karlshöhe als Museumsweinberg dienen, um die Symbiose zwischen einer Parkanlage und Ertragsweinbau an dieser Stelle zu demonstrieren.
Wolfersberg
Spätburgunder 53,4 ar 1999 · Riesling 100,5 ar 1999
Der Wolfersberg hinter dem Robert-Bosch-Krankenhaus dient dem Weingut als eine ertragreiche Direktzuglage. Viele Rieslinge der Standard-Serie finden hier ihren Ursprung. Die kühle Lage erlaubt knackige und frische Rieslinge mit einem moderaten Alkoholgehalt. Die Spätburgunder geben die Grundlage für den seit 2016 produzierten Spätburgunder Sekt. Die Trauben reifen verhältnismäßig früh und behalten deswegen die, für die Sektproduktion benötigte, wichtige Säure.
Pragsattel
Spätburgunder 66,7 ar 1987 · Spätburgunder 38,6 ar 1978 · Weißburgunder 46 ar 2007 · Riesling 27,4 ar 2007 · Lemberger 30,45 ar 1998 · Cabernet Blanc 37,37 ar 2014 · Sauvignon Blanc 35,3 ar 2010 · Lemberger 46,3 ar 1998/2002 · Sauvignon Blanc 25 ar 2020 · Chardonnay 25 ar 2020
Der Pragsattel bietet eine weinbaulich sehr geschickte Lage, da die Luftbewegungen dort dazu beitragen, dass die Trauben an den Reben sehr gut abtrocknen und so der Krankheitsdruck verringert wird. Die alten Spätburgunder-Reben aus dem Jahr 1978 sind die Grundlage des holzfassgereiften Premiumweins. Durch zwei Lesedurchgänge wird erreicht, dass der Wein die nötige Säure behält und der Alkoholgehalt moderat bleibt. Der Weißburgunder direkt hinter dem Polizeipräsidium, liefert die Trauben für den Premiumwein. Die warme Lage und die kontrollierte Ertragsreduktion bringt kräftige und körperreiche Weißburgunder hervor. Der Premium-Riesling aus dieser Lage erlaubt es, einen spitzen Weißwein mit genügend Finesse zu produzieren. Der Lemberger aus dieser Lage definiert den Anspruch an einen klassischen Lemberger aus Württemberg. Die Veränderungen sind auch in diesem Weinberg in vollem Gange. Müller-Thurgau und Trollinger müssen Sauvignon Blanc und Chardonnay weichen. Der Sauvignon Blanc wird in Zukunft klassisch grün, aber auch nach französischem Vorbild ausgebaut. Die Rebenmischung kombiniert dreierlei Sauvignon Blanc Sorten und bietet so Spielraum für unterschiedliche Sauvignon Blanc. Der 2020 gepflanzte Chardonnay komplettiert den Ertrag aus der Cannstatter Halde, soll aber auch die Grundlage für feinste Chardonnay Sekte bieten.
Stuttgarter Weinsteige
Souvignier Gris, Cabernet Blanc, Sauvignac, Rotweinsorte 85,1 ar geplant
Die Stuttgarter Weinsteige, die originale Stuttgarter Weinsteige, liegt inmitten der Großlage Weinsteige. Die Großlage zieht sich weit über die Stadtgrenzen hinaus und führt daher oft zur Verwirrung. Die Stuttgarter Weinsteige liegt nun schon seit ein paar Jahren brach. Grund dafür sind die Weinbergmauern, welche in diesem Weinberg brüchig werden und aufwendig saniert werden müssen. Deswegen wurden die alten Trollingerreben gestutzt und jegliche Arbeiten eingestellt. Die Sanierung ist in Planung und in den nächsten Jahren soll der Weinberg mit einer Auswahl an Piwi-Sorten sukzessive wieder bewirtschaftet werden und die Grundlage von trinkigen und animierenden Weißweincuvées bilden.
Cannstatter Halde
Chardonnay 20 ar 2018 · Trollinger 63,9 ar 2000 · Riesling 179,2 ar 1992/1975
Die Lage Cannstatter Halde liegt direkt unterhalb der städtischen Kelter. Hier findet sich die größte zusammenhängende Trollingerfläche des städtischen Weinguts. Der Anteil an Muschalkalk im Boden und das warme Terroir der Weinlage bringt eine komplexe Aufgabenstellung mit sich. Die Reben reifen schnell, die Säure muss gesichert werden. Der neu gepflanzte Chardonnay, eine steirische Morillonsorte, wurde 2019 zum ersten Mal geerntet. Der Riesling aus dieser Lage wird entweder als eigenständiger Riesling ausgebaut oder, in passenden Jahren, als Grundwein für die Sektproduktion genutzt.
Cannstatter Zuckerle
Muskat-Trollinger 14 ar 1978 – 2012 · Merlot 36,9 ar 2012/13 · Lemberger 48,6 ar 2003 · Riesling 22,4 ar 1978 · Trollinger 16,5 ar 1994 · Riesling 40 ar 1971/1994 · Cabernet Sauvignon 30 ar 2020 · Weißburgunder 15 ar 2003
Die wohl bekannteste Stuttgarter Lage Cannstatter Zuckerle liegt rechts und auch links des Neckars. Die charakteristischen Terrassen bieten auf insgesamt ca. 30 ha sehr gute Bedingungen für den Weinbau. Viele Winzer teilen sich diese außergewöhnliche Lage. Das Weingut der Stadt Stuttgart bewirtschaftet rund 2 ha. Der Kalksteinverwitterungsboden bringt mineralische und sehr lagentypische Weine hervor. Die Paradeweine des städtischen Weinguts sind dabei der 1978 gepflanzte Riesling und der kräftige und satte Merlot aus dem Holzfass. Diese Rebsorten wachsen in den warmen und steilen Terrassen. Oberhalb dieser Terrassen wächst eine kleine Fläche Weißburgunder. Dieser wird für neue Weinexperimente, wie zum Beispiel den Orangewein, genutzt. Unterhalb der Terrassen findet sich der Lemberger, welcher die Basis für den Klassiker Trollinger mit Lemberger bietet. Im Direktzug neben den Terrassen wächst Riesling, ein kleiner Teil Trollinger und seit 2020 auch Cabernet Sauvignon. Die Rebsorte Cabernet Sauvignon soll dazu dienen, dass auch in Zukunft wieder kräftige Rotweincuvées vinifiziert werden können.
Obertürkheimer Kirchberg
Riesling 39,7 ar 1971
Der Obertürkheimer Kirchberg ist am weitesten von der städtischen Kelter entfernt. Trotzdem möchte keiner auf die alten Riesling-Reben aus dem Jahr 1971 verzichten. Der Riesling mit dem charakteristischen Namen „Kirchbuggl“ spiegelt den Charakter des städtischen Weinguts sehr gut wider und zeigt jetzt schon, wohin die Reise gehen soll. Die Drahtanlage wurde 2019 komplett erneuert und einige Rebstöcke wurden nachgepflanzt. Der Rebschnitt in dieser Lage erfolgt nach Mondphasen. Dies ist wohl auch ein Grund dafür, warum aus diesem Weinberg so satte und charakteristische Rieslinge erwachsen.
Das Team
Das Weingut wird betrieben unter der Leitung von Timo Saier. Unterstützt wird er im Außenbetrieb von Winzermeister Rainer Dürr und Kellermeister Marcel Schweikart. Aber nur drei findige Weinverrückte reichen nicht aus, um das Weingut der Stadt Stuttgart jedes Jahr aufs Neue heraus zu fordern. Ein kleines und motiviertes Team kümmert sich jeden Tag um die Reben, den Wein und auch die Fäden im Hintergrund. Winzer, Weinbetriebswissenschaftler, Agrarwissenschaftler, Buchhalter, Logistiker, Tausendsassa.
Bei den Arbeiten im Weinberg wird das Team des Weinguts von vielen ehrenamtlichen Helfern unterstützt. Viele der Helfer sind schon jahrelang dabei und wissen auch, worauf es im Weinberg ankommt. Ohne diese Hilfe wäre das Weingut nicht das, was es ist. Vielen Dank an dieser Stelle.